Die französische Regierung mobilisiert die loyalen Reste des Militärs zur Sicherung der Küste. Auf dem dunkel gebeizten Holz der massiven Eichentür seines Hauses ist die Jahreszahl 1673 eingraviert.[4] Er beobachtete mit einem Teleskop von oben das unfassbare Treiben unten an der Küste. Eine Flotte von 100 Schiffen, vollgepackt mit den Ärmsten der Armen, bricht unter Führung eines missgebildeten Kindes aus der untersten Kaste in den als Paradies erhofften Westen auf. Lorenz Jäger schreibt 2005 in der FAZ: „Raspails Roman ist grotesk-apokalyptisch bis zur Obszönität, er schwelgt im Häßlichen, Grausamen, und vielleicht war dies der Preis für die visionäre Kraft. Er ist nordafrikanischer Abstammung und stammt von einer arabischen Haremssklavin ab. Angeführt von Kirchen und von der Hippie-Kultur inspirierten Aktivisten führt die Gesellschaft eine Barmherzigkeitsdebatte, in deren Verlauf der amtierende Papst Benedikt die Schätze der katholischen Kirche veräußert, um die Armut in Fernasien zu bekämpfen. Aber irgendwann kippt die Stimmung. Die französische Marine – stolz auf ihre Flugzeugträger Clemenceau, Foch und Jeanne d'Arc – gibt keinen einzigen Schuss ab. Am nächsten Morgen gingen fast eine Million Menschen in Südfrankreich an Land. Ein anonymer Ich-Erzähler beschreibt in der Retrospektive den Hergang der Immigration einer Million Inder nach Frankreich und die Reaktionen der französischen und der Weltgesellschaft darauf. Die französische Republik der Aufklärung habe, so der katholische Monarchist Raspail, das Vaterland der Franzosen verraten.[22] Das Buch löste bei seinem ersten Erscheinen 1973 „keinen Skandal aus, nicht einmal eine Debatte. Südfrankreich jedoch ist ein von Anarchie beherrschtes Gebiet, in dem als gesichtslose Zombiehorden geschilderte Massen von Indern plündern und allein durch ihre schiere Masse die wenigen ausharrenden Verteidiger des französischen Vaterlandes verdrängen. Von dem Verkaufserlös kann nicht einmal der Landwirtschaftsetat von Pakistan für ein Jahr ausgeglichen werden.[14] Danach zieht er in eine schäbige Wohnung in der Nähe der Vatikanstadt. Offen bleibt für ihn die Frage, die ihn „in den Abgrund einer verzweifelten und wütenden Fassungslosigkeit stürzt: Warum sich die vorgewarnten Franzosen dermaßen blind, methodisch, ja zynisch an der Opferung eines bestimmten Frankreich ... Entgegen seinem Plan, den Schießbefehl an die Truppen an der Küste zu erteilen, erklärt er die Gegenwehr zu einer Frage des Gewissens jedes einzelnen Soldaten.

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Einer der Zurückgebliebenen ist Calguès, ein emeritierter Literaturprofessor. Der Abt ist eigens zu diesem Zweck von einem buddhistischen Kongress in Kyōto zurückgekehrt. Raspail beschreibt das Ende der christlich geprägten Kultur des Abendlandes mit ihren säkularen Ausläufern nach zweitausend Jahren. Eine kleine Insel vor der afrikanischen Küste wird eiligst per Flugzeug mit Versorgungsgütern, NGOs, Priestern und Medienstars beschickt, um die in Kürze vorbeikommende Flotte zu versorgen. Die Infrastruktur in den betroffenen Departements bricht daraufhin zusammen. Die Menschen der Flotte – die sich der Widerstandsmethode Gandhis offenbar sehr bewusst sind – werfen die südafrikanischen Versorgungsgüter medienwirksam ins Meer und nehmen Kurs nach Norden – in den Atlantik. Am nächsten Tag verfügt der Kardinal und Erzbischof von Paris, dass der muslimischen Gemeinde von Paris dreißig Kirchen geschenkt werden.[15] An diesem Tag zerschellen zwei Flugzeuge beim Landeanflug auf dem Flugplatz der Côte d’Azur, die mit Hilfsmitteln für die Menschen vom Ganges beladen waren. Die französische Regierung hofft auf einen Sturm oder auf eine Landung in Spanien. Da der Kurs der Flotte nun klar zu sein scheint, erwachen die internationalen Gremien zu hektischer Aktivität. Die Politik arrangiert sich relativ schnell mit einer neuen Gesellschaft, in der über Rassen, Völker und Schichten hinweg Gleichheit herrschen soll. Australien, Ägypten und Südafrika verhindern – unter der Kritik der sich empörenden europäischen Presse – mit militärischen Mitteln ein Anlanden der Schiffe an ihren Küsten. Viele von den ungefähr 200.000 mobilisierten Soldaten erscheinen nicht zum Dienst oder desertieren nach Dienstantritt.

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Die französische Regierung beschließt angesichts der die Gesellschaft spaltenden Moraldebatte, einen Loyalitätstest ihrer Armee durchzuführen. Für die französische Neuauflage des Buches 2011 schrieb Raspail als Vorspann einen Essay, dem er den Titel Big Other gab. Wir pfeifen auf alles. Aus mit dem Blabla. Das Schiff kehrt nach Frankreich zurück. Er hört Iris Na-Chan stöhnen, leise weinen und dann seltsam lachen. Die öffentliche Mediendebatte wird hauptsächlich entlang der Gewissensfrage und der Armenhilfe geführt, wo eine vorausschauende Willkommenskultur entsteht, solange die Ankunft der Flotte eine theoretische Option ist. Die Regierungen Europas geraten in Panik. Belagerung von Konstantinopel 1453 fiel und das Ende des Byzantinischen Reiches besiegelte. Flotte die Einfahrt in den Sueskanal, wohlwissend, dass bei eventueller Blockade des Kanalausgangs in das Mittelmeer die Millionenfracht in Ägypten anlanden würde. Die Erzählung schildert die Massenflucht der Bewohner der südfranzösischen Küste nach Nordfrankreich, die Flucht der französischen Oberklasse und diverser Minister zu ihrem Vermögen in die Schweiz, die Reise des Journalisten Dío in das chaotische Südfrankreich, in dem sich Rocker, Hippies, entflohene Strafgefangene und kommunistische Splittergruppen jeweils ihre neue Gesellschaft ausrufen. Schon als an Karfreitag die Flotte der Elenden bei Gibraltar die Einfahrt zum Mittelmeer passierte, ohne dass die Seestreitkräfte der NATO eingriffen, hatte eine leichte Panik Frankreich und das restliche Europa erfasst. Schon kurz nach der Landung der Migrantenschiffe beginnen französische Kirchenführer in einer Abtei mit einem Hungerstreik für die Migranten. Auf den Radiosendern, wo bisher nur Popmusik, einfältiges Geschwätz, Berater für Gesundheit, Herz und Sex das Feld beherrschten, läuft plötzlich Mozarts Kleine Nachtmusik, so als ob das bedrohte Europa sein glanzvolles Gesicht bewahren wolle.[6] Der Präsident und Oberbefehlshaber der Streitkräfte verfügt, zum Schutze des Eigentums der nach Norden geflohenen Inländer, die Verlegung von vier Divisionen des Heeres in die Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. Der gesellschaftliche Diskurs verstummt.

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Am Ostermontag versammelt der französische Präsident in seinem Amtssitz, dem Élysée-Palast, Minister, die Stabschefs der drei Waffengattungen, Polizeiführer und regionale Präfekten. Diese lautet: Der Westen gehört «der weissen Rasse», und die Verteidiger Europas dürfen, finasterid haarausfall ja müssen über Leichen gehen. In ihrer Not besetzen die Hungernden Schiffe und machen sich auf den Weg nach Westen. Als nächstes Ziel wird Südafrika geschildert – im Roman noch eine Apartheidsdiktatur von 20 Prozent weißen Europäern über 80 Prozent schwarze Bevölkerung, die keinerlei Interesse an einer Verschiebung der Hautfarbenverhältnisse hat. Lorenz Jäger von der FAZ besprach auch die neue Version. Die Underdogs der französischen Gesellschaft ahnen die Möglichkeit einer neuen Weltordnung und versammeln sich in den Städten und Fabriken in Erwartung des Endes der geltenden Gesellschaftsordnung. Den Oberbefehl führt Oberst Dragasès, ursprünglich vom Zweiten Kavallerieregiment Chamborant, einem 300 Jahre alten Traditionsregiment der französischen Armee. Das Bild des Überflusses, shellac nägel münchen das sich normalerweise von seinem Haus aus bot – Yachten, muskulöse Wasserskifahrer, bezaubernde Mädchen, dicke Bäuche – war an diesem Tag wie weggefegt. Sie schläft völlig nackt auf einer Bank. Eine kleine Gruppe von Elitesoldaten, konservativen Mönchen und gealterten Nationalisten verbleibt allein an der Küste. Die südafrikanische Regierung droht der Flotte mit militärischen Aktionen, sollte sie sich der Küste nähern.

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Das Buch wird oft als literarische Antizipation der Flüchtlingskrise in Europa ab 2015 angesehen. Der Name Dragasès soll an den letzten byzantinischen Kaiser Konstantin XI. Nun ist klar, dass die Flotte irgendwo in Europa landen wird. Auf dem Leitschiff, dem sechzig Jahre alten Postdampfer India Star, hätte sich eigentlich der Organisator der Armada befinden sollen. Politische Gremien werden national und international einberufen mit dem Ziel, die Flotte möglichst auf dem Meer zu halten und dort zu versorgen. Eine Hungersnot in Indien ist der Auslöser für die Entwicklung der Ereignisse des Romans. In New York beginnen die Underdogs, sich die Wohnungen der reichen, weißen Mittelklasse zu nehmen. Eine Serviette bedeckt ihren Unterleib. Fünf Jahre nach dem Mai 1968 waren die linken Intellektuellen Maoisten und verehrten wahlweise Castro, Ho Chi Minh oder sogar Pol Pot.